StrahlenschutzKOMPAKT

"Strahlung beim Fliegen"

"Inkorporation radioaktiver Stoffe"

"Radioaktive Stoffe in Lebensmitteln"

FAQ

Was für natürliche Strahlung gibt es?

Ist die Strahlenart von natürlichen und künstlichen Radionukliden unterschiedlich?

Wieviel Radioaktivität enthält der Erdboden?

Wie gross ist die Radioaktivität in unserem Körper?

Ask the Expert

Radioaktive Gas Radon

Frage:
Eine grundsätzliche Frage zu Radon in Bezug auf die Inhalationsdosis. Muss bei einer bereits beruflich strahlenexponierten Person die Inhalationsdosis von Radon bei einer Radon-Raumluftkonzentration von unter 300 Bq/m³ bzw. bei einer Dosisabschätzung kleiner 6 mSv berechnet und zur "normalen" Dosis hinzuaddiert werden? Wie verhält sich das ganze für Thoron? Muss man Thoron überhaupt betrachten?
 

Antwort (21.03.2024):
Es gibt keine rechtliche Vorgabe, die effektive Dosis durch die Inhalation von Radon- und Radonzerfallsprodukten in dem von Ihnen vorgegebenen Fall einzubeziehen. In Einzelfällen kann überlegt werden, die Dosis einzubeziehen, wenn Radon prozessbedingt am Arbeitsplatz erst entsteht bzw. aus Materialien freigesetzt wird; also nicht, weil sich der Arbeitsplatz in einem Radonvorsorgegebiet befindet oder einer in Anlage 8 StrlSchG aufgeführten Kategorie zugeordnet werden kann.
Der Gesetzgeber hat nach den Begriffsbestimmungen in § 5 Abs. 28 des Strahlenschutzgesetzes festgelegt, dass nur das „Radionuklid Rn-222 und seine Zerfallsprodukte“ strahlenschutzrechtlich relevant sind. Die Inhalation von Thoron (Rn-220) und seinen Zerfallsprodukten unterliegt nicht den gesetzlichen Regelungen.

Gebäudeabdichtung gegen Radon

Frage:
Ich bitte um Auskünfte bzgl. der Gebäudeabdichtung gegen Radon. Sind Stahlbeton-Konstruktionen nach DAfStb-Richtlinie Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton (WU-Richtlinie), die gegen drückendes Wasser abdichten, auch dicht gegen Radon?
 

Antwort:
(Dr. Klaus Flesch, Vorsitzender des Arbeitskreises Natürliche Radioaktivität, 31.03.2023)

Grundsätzlich darf davon ausgegegangen werden, dass Stahlbeton-Konstruktionen, die gegen drückendes Wasser abdichten, auch dicht gegen Radon betrachtet werden.

"Grenzwerte für Schwangere beim Fliegen"

Frage:

Ich bin in der 7. Woche schwanger und hatte bereits vor der Entdeckung der Schwangerschaft eine Reise gebucht. Es handelt sich hierbei um ein Flugticket für Norwegen, welches binnen 14 Tagen so viele Flüge Inlands wie gewünscht ermöglicht. Der aktuelle Plan sieht auch etwa 14 Kurzstreckenflüge vor. Ich habe mich nun erkundigt und in Broschüren des Bundesamts für Strahlenschutz nach Schwellenwerten und Strahlendosen gesucht.

(https://www.bfs.de/SharedDocs/Downloads/BfS/DE/broschueren/ion/stko-schwangerschaft.pdf?__blob=publicationFile&v=8)

Ich würde sie nun bitten mir zu sagen, ob ich es korrekt verstanden habe:

Der Schwellenwert bis zur 10.SSW liegt bei einer Gesamtdosis von 50-100 Millisivert. 

Ein Flug von etwa 1500km hat eine Strahlendosis von etwa 0,01 Millisivert. Demnach dürfte ich 5000 mal diese Strecke fliegen ohne den Embryo zu schädigen?!

Wenn die Höhenstrahlung so „ungefährlich“ ist, warum dann dieses häufig in verschiedenen Quellen zu findende Flugverbot im 1. Trimester? Liegen diese Quellen alle falsch?

Antwort:

Sie haben gut recherchiert. Alle Ihre Angaben entsprechen etwa dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft. Vielleicht darf ich noch folgende Ergänzungen hinzufügen: Wir kennen im Grundsatz zwei biologisch unterschiedliche Wirkungsmechanismen. Zum einen kann Strahlung zu geweblichen Schäden in einem Organ oder einem Organismus führen, die zum Absterben, zu Funktionsverlust oder zu Funktionseinschränkungen des betreffenden Gewebes führen. Zu dieser Klasse von Strahlenwirkungen (die deswegen auch "gewebliche Effekte" heißen) gehören auch pränatale Schäden am Embryo oder Fötus. Die Folgen können Tod des Embryos oder Föten sein, oder Miss- und Fehlbildungen, Wachstumsstörungen oder andere funktionelle Störungen. Wichtig dabei ist, dass es für diese Art von Wirkungen eine Schwellendosis gibt, unterhalb derer eine Wirkung vollkommen ausbleibt. Die Schwellendosen für diese Effekte liegen in dem von Ihnen genannten Bereich etwa bei 100 mSv (Millisievert). Auch Ihre Beispiele mit der Dosis beim Fliegen so etwa bei 0,01 mSv sind allesamt korrekt. Also sind oben beschriebene "gewebliche Effekte" durch Fliegen in jedem Fall ausgeschlossen.
Strahlung kann aber auch Krebs und genetische Schäden hervorrufen. Diese Schäden werden "stochastische Effekte" genannt. Für diese Art von Schäden sind keine Schwellendosen bekannt. Mit der Dosis steigt allgemein das Risiko, also die Wahrscheinlichkeit dafür, irgendwann im Leben an Krebs zu erkranken. Dies trifft für alle Menschen zu, allerdings für Kinder etwa 3mal mehr und für Embryos etwa 9mal mehr als für Erwachsene. Dennoch bleibt das Risiko bei den Dosiswerten, die beim Fliegen auftreten, extrem klein. Ein guter Vergleichsmaßstab ist die Dosis, der alle Menschen (auch Kinder und Embryos) durch die natürliche Umgebungsstrahlung ausgesetzt sind (etwa 2 mSv pro Jahr). Ein Flug mit 0,01 mSv bedeutet also genauso viel (zusätzliches) Strahlenrisiko wie das Leben auf dem Erdboden an zwei Tagen. Das trifft in gleicher Weise für Erwachsene, Kinder und Embryos zu. Das Strahlenrisiko ist also nicht Null, aber sehr klein (genauso wie das Flugrisiko generell).
Der Umstand, dass manche ein Flugverbot für Schwangere im 1. Trimester fordern, stützt sich nicht auf strahlenbiologische Erkenntnisse, sondern wird mit allgemein höherem medizinischen Risiko beim Fliegen begründet.

"Radioaktivität in Biofarben"

Frage:

(Daniela Hardt, 29.10.2018)

Wir möchten die Zimmer unserer Töchter (Allergiker) mit Biofarben streichen. Der Herr im Biofarbenladen sagte uns, dass die Farben auf mineralischer Basis hergestellt werden. Jetzt frage ich mich, ob man sich hier bezüglich potenzieller radioaktiver Strahlung Gedanken machen muss. Man hört ja oft, dass verschiedene Gesteine und Mineralien radioaktiv strahlen und Farbpigmente aus Silikaten kommen ja auch dazu. Können Sie mir hier Entwarnung geben?

Antwort:

(Dr. Klaus Flesch, Sekretär des Arbeitskreises Natürliche Radioaktivität, 08.11.2018)

In Gesteinen und Mineralien sind üblicherweise die natürlichen Radionuklide der Uran-238- und Thorium-232-Zerfallsreihen enthalten. In Mineralfarben findet man Kalk oder Quarz als Bindemittelbasis sowie farbgebende Zusatzstoffe aus chemisch reinen Elementen, die nicht radioaktiv sind (z. B. Titan, Zink, Eisen). Auf Grund der Reinheit bzw. zur Vermeidung von Farbänderungen innerhalb eines Produktes sind "Verunreinigungen" durch andere chemische Elemente und somit auch durch die o.g. natürlichen Radionuklide als sehr vernachlässigbar einzustufen. Eine gesundheitliche Gefährdung durch Mineralfarben auf Grund einer signifikanten Radioaktivität ist somit nicht vorhanden.

Radioaktivität in Baumaterialien "Fliesen"

Radioaktivität in Baumaterialien "Fliesen"

Frage:

Bei uns wurde renoviert. Die Handwerker haben die Fliesen mit einer Flex geschnitten. Es war nichts abgeklebt. Sie können sich vorstellen, wie viel Staub dabei entstanden ist. Der Dreck ist das eine Problem, den wir mit viel Geduld wegbekommen werden. Das andere ist, dass ich mir riesige Panik mache, dass von den feinsten Staubpartikeln etwas nicht sichtbar übrig bleiben wird und wir diesen Staub täglich einatmen werden. Ich habe mal gelesen, dass Fliesen auch radioaktiv strahlen, weswegen ich mich frage, wie gefährlich der entstandene Staub ist. Vielleicht können Sie mir eine Antwort geben.

Antwort:

(Vorsitzende des Arbeitskreises "Natürliche Radioaktivität (AKNAT)" des Fachverbandes für Strahlenschutz Dr. Klaus Flesch; 11.04.2022)

Generell können in Fliesen je nach Produkt bzw. der Herkunft der für die Herstellung verwendeten Rohstoffe z. B. Thorium oder Radium enthalten sein. Es handelt sich um eine natürliche Radioaktivität, die überall in unserer Umgebung ist. In den meisten Fliesen sind Thorium oder Radium vergleichbar wie in einem typischen Erdboden vorhanden. Dazu hat das Bundesamt für Strahlenschutz eine Studie für verschiedene Baumaterialien durchgeführt (https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/baustoffe/radionuklide/radionuklide_node.html; Stand 12.01.2022). In Staub, der durch das Flexen von Fliesen gebildet worden ist, kann die Radioaktivität ggf. auch erhöht sein. Eine generelle Antwort kann ohne konkrete Kenntnis des Produkts bzw. der für die Herstellung verwendeten Rohstoffe nicht geben.
Wenn eine stärkere Besorgnis besteht, sollte eine Staubprobe in einem Labor dahingehend geprüft werden.

Radioaktive Strahlung von Fliesen und davon ausgehende Gesundheitsgefahr

Frage:

Sehr geehrte Damen und Herren,
wir wollen in unserem Bad und in unserer Küche Bodenfliesen (Feinsteinzeug) verlegen. Der Hersteller testet jedes Jahr die Fliesen auf Radioaktivitaet und hat uns ein aktuelles Testergebnis zukommen lassen. Beim Testergebnis wurde mittels der Leningrader Summenformel ein Wert von ca. 0,75 ermittelt.
Darüber hinaus werden folgende einzelne ermittelte Werte aufgefuehrt:
Radium-226  = ca. 100 Bq/kg; Thorium-232 = ca. 64 Bq/kg; Kalium-40 = ca. 851 Bq/kg
Ist die radioaktive Strahlung in diesem Fall im normalen bzw. unbedenklichen Bereich, sodass wir die Bodenfliesen verlegen koennen?

Antwort:

(Vorsitzende des Arbeitskreises "Natürliche Radioaktivität (AKNAT)" des Fachverbandes für Strahlenschutz Dr. Klaus Flesch; 11.01.2023)

Für den Schutz vor Radioaktivität in Bauprodukten gilt in Deutschland nach dem Strahlenschutzgesetz der sogenannte Referenzwert der effektiven Dosis von 1 Millisievert im Kalenderjahr. Wenn dieser Dosiswert eingehalten wird, sind die Bauprodukte "außerhalb des Strahlenschutzes" und die Radioaktivität kann als vernachlässigbar beurteilt werden. Die Einhaltung dieses Dosiswertes wird in Deutschland nicht mehr nach der Leningrader Formel, sondern nach einer in der Anlage 17 der deutschen Strahlenschutzverordnung aufgeführten Formel für Bauprodukte geprüft.
Es wird ein Index "I" berechnet. Wenn "I" kleiner als 1 ist, ist der Referenzwert eingehalten. Nach den von Ihnen vorgelegten Daten errechnet sich I=0,35; also deutlich kleiner als 1. Die Analysendaten zeigen außerdem ein übliches natürliches Niveau.
Die Fliesen können als hinsichtlich der Radioaktivität als bedenkenlos eingestuft werden.

Radioaktivität in Möbelholz

Frage:

Ich habe mit Interesse die verschiedenen FAQ-Einträge zum Thema Strahlung bei Möbelholz gelesen. Auch wir möchten uns ein Massivholz-Bett anschaffen und der Hersteller gibt verschiedene Herkunftsländer für unsere gewählte Holzsorte an. Unter anderem die Slowakei, Rumänien, Deutschland (Bayern) und mehr. In den verschiedenen anderen Antworten gab es die Angaben, dass Holz normalerweise im Schnitt so 5 Bq/kg hat, bei Holz aus Schweden soll bis zu 50 Bq/kg gemessen worden sein, bei Holz aus Österreich (was wohl vergleichbar mit der Slowakei sein soll) sogar bis zu 200 Bq/kg.
Diese hohen Werte sind dies  "normale" Belastungen in diesen Regionen oder einzelne Ausreißer?
Zwar wurde bei den Antworten immer vorgerechnet, wieviel dieses Möbelstück dann als Mehrbelastung auf den Menschen bringt und in Relation war das doch eher vernachlässigbar, aber es bleibt irgendwie ein ungutes Gefühl. Man möchte ja mit einem solchen Massivholz-Möbelstück etwas Gesundes ins Zimmer stellen und gerade bei einem Bett, wo man dann 8 h pro Nacht verbringt, gilt das besonders.
Die Belastung, die 1986 durch Tschernobyl verteilt wurde, traf ja weite Teile Europas. Damit könnte man ja quasi überall Hölzer finden, die höher belastet sind. Dann dürfte man gar kein Möbel mehr aus Holz, Sperrholz, MDF-Platte, etc. kaufen. Ich bin ziemlich verunsichert.
Ich freue mich auf eine Einschätzung.

Antwort:
(Vorsitzender des Arbeitskreises "Umweltüberwachung (AKU)" des Fachverbandes für Strahlenschutz Dipl.-Ing. Christoph Wilhelm; 19.04.2022)

Die von Ihnen angegeben Aktivitätswerte für Cs-137 von bis zu 200 Bq/kg können wir nicht bestätigen. Richtig ist allerdings, dass es Cs-137 in Holzprodukten gibt. Eine aktuelle Studie aus Österreich, die Holzasche untersucht hat, spricht von einem Maximalwert von 800 Bq/kg Cs-137 in der Holzasche. Gemäß dem „Merkblatt zur Verwertung Beseitigung von Holzasche“ des Bayrischen Landesamt für Umweltschutz gibt es einen Ascheanteil von 0,4 bis 0,8 % aus Holz. Nimmt man diesen Anteil heran würde sich aus den 800 Bq/kg Cs-137 in der Asche 6,4 Bq/kg Cs-137 im Holz ergeben. Dieser Maximalwert für Österreich ist sehr nahe an dem Wert den Sie für den Durchschnitt in Holz mit 5 Bq/kg Cs-137 angeben.

Für die Strahlenexposition und die daraus resultierende mögliche Dosis durch Nutzung der Holzprodukte gibt es eine technische Dokumentation der internationalen Atomenergiebehörde. Das IEAE-TECDOC—1376 „Assessing radiation doses to the public from radionuclides in timber and wood products” hat sich damit ausführlich beschäftigt und für die unterschiedlichen Nutzungsszenarien für Holzprodukte Umrechnungsfaktoren von spezifischer Aktivität in Bq/kg zu einer jährlichen Strahlenexposition in mSv. Nimmt man diese Faktoren heran und rechnet die von Ihnen genannten Werte von 5, 50 und 200 Bq/kg Cs-137 in eine zusätzliche Dosis um kommt man für die Nutzung des Holzes als Bett zu einer zusätzlichen jährlichen Strahlenexposition von 0,00015 mSv, 0,0015 mSv und 0,006 mSv. (Hinweis: Informationen zum Begriff effektive Dosis finden Sie in unserem Kompakt "Strahlung aus dem Boden").
Setzt man diese doch sehr kleinen Zusatzbeiträge in Relation zu der mittleren natürlichen Strahlenexposition in Deutschland von 2,1 mSv pro Jahr, dann sind diese Wert doch völlig zu vernachlässigen und unbedenklich.